Der "Nahe Osten": Ein Pulverfass

Am vergangenen Mittwoch trafen sich die Hochschulgruppen aus Halle und Jena, um gemeinsam in Halle mit Stefan Lukas über die aktuelle Lage im Nahen Osten zu sprechen. In einer lockeren Pub-Atmosphäre gab der Nahost-Experte einen Input zur aktuellen Situation, Herausforderungen und möglichen zukünftigen Entwicklungen in der Region. Aus dem Vortrag resultierte dann eine angeregte Fragerunde, sowie eine thematisch weitgefächerte Diskussion.

Stefan Lukas (Eigene Aufnahme)

Seinen Vortrag hatte der Referent in mehrere thematische Abschnitte eingeteilt. Zu Beginn referierte Lukas über die strategische Bedeutung die Westasien und Nordafrika insbesondere für europäischen Gesellschaften hat. Dabei ging es um verschiedene Aspekte der Globalisierung, wie die weltweite digitale Infrastruktur, Flugrouten, den Schiffverkehr oder die Ressourcenverteilung besonders von Öl und Gas. Lukas betonte immer wieder, dass noch viel zu häufig die „westliche Brille“ den Blick auf die Region prägen würde. Damit ist das Übertragen westlicher Wertvorstellungen, der Idee der „idealen Staatsform“, oder auch Vorstellungen gesellschaftlicher Ordnungen auf nichtwestliche Regionen gemeint. Dies verdeutlichte er an der Ordnung der Arabischen Halbinsel, welche vorrangig tribal und nur sekundär durch Staatsgrenzen gekennzeichnete sei. Davon ausgehend schlug Lukas einen Bogen zu den konkurrierenden Weltmächten China und den USA und zeigte, dass sich diese Konkurrenzbeziehung auch auf den sogenannten Nahen Osten auswirkt. Als Grund für den Verbleib der USA in Westasien nannte er hauptsächlich deren Versuch die Verteilungshoheit über die Rohstoffe der Region gegenüber China zu behalten. Lukas betonte, dass Chinas Interesse in Westasien nun nicht mehr „nur“ rein wirtschaftlicher, sondern auch ideologischer Natur sei. Auch zu einem anderen seiner Forschungsschwerpunkte – dem Klimawandel und dessen Auswirkungen in Westasien – kam Stefan Lukas, als er über neue und alte Herausforderungen sprach, die sich den Staaten der Region stellen. Dabei nannte er insbesondere den demographischen Wandel, Migrationsbewegungen innerhalb der Region, die vorherrschende 2 Korruption im öffentlichen Sektor und den Klimawandel als primäre Problematiken in Westasien. Den Klimawandel stellte Lukas als die bedrohlichste zukünftige Entwicklung für die Region heraus. Besonders die aus der Gletscherschmelze und Hitzewellen resultierende Wasserknappheit sei Brandbeschleuniger für bereits bestehende, aber auch Wegbereiter für neue Konflikte in der Region.

Die Thematik des Vortrages bot anschließend reichlich Stoff für weitergehende Fragen, die angeregt in der Gruppe mit dem Referenten diskutiert wurden. Dabei ging es um mögliche kommende Migrationsbewegungen, die Entwicklung des Irans und Demokratisierungs- und Seperationsbewegungen in der Region. Nach dieser aufgeweckten Fragerunde lockerte sich die Stimmung dann weiter auf und wir kamen zum „gemütlichen“ Teil des Abends: dem Netzwerken und gegenseitigem Kennenlernen. Die Mitglieder beider Hochschulgruppen zeigten sich sowohl an einem Austausch untereinander als auch an einem Austausch mit Stefan Lukas sehr interessiert und wir ließen den Abend bei einem Bier ausklingen. Dabei verließen wir den Bereich der Außenund Sicherheitspolitik kaum, was von einem hohen Interesse aller Anwesenden zeugte. Lukas gab zum Schluss zudem noch sehr bereichernde Tipps für eine berufliche Laufbahn im Bereich Sicherheitspolitik.

 

Wir bedanken uns sehr bei allen Teilnehmenden und ganz besonders bei unserem Referenten Stefan Lukas für seinen lehrreichen Vortrag und einen netten Abend!