Jemen - ein vergessener Konflikt

Mit Stefan Lukas, Wissenschaftler, mit Schwerpunkt Neueste Geschichte und Sicherheitspolitik des Nahen Osten und Mittleren Osten, und in Kooperation mit der Hochschulgruppe der DGVN (Deutsche Gesellschaft für die Vereinten Nationen) starteten wir am 27. Januar 2021 in das neue Jahr. Thema der öffentlichen Veranstaltung mit knapp 40 Teilnehmenden war der bewaffnete Konflikt im Jemen, dessen Bedeutung sich bis in die Bundesrepublik Deutschland erstreckt. So liegt der arabische Staat an bedeutenden Seehandelswegen, über die auch Güter für die Bundesrepublik transportiert werden.

Der Bürgerkrieg im Jemen, der „Huthi-Konflikt“, begann im Juni 2004 mit einem Aufstand der Huthi. Diese sind eine politisch-militärische Bewegung der Zaiditen, einer schiitischen Strömung, gegen die jemenitische Regierung. Lukas beschreibt die gegenwärtige Lage des Krieges als „fragmentierten Konflikt“, an dem eine umfangreiche Anzahl an Akteuren beteiligt ist. Auf der Seite der Regierung kämpfen derzeit Saudi-Arabien und Ägypten. Die Huthis werden vom Iran und der Hisbollah-Miliz unterstützt. Des Weiteren erhält die Regierung um Präsident Hadi finanzielle Unterstützung von den Vereinigten Arabischen Emiraten.

Für Lukas ist der Konflikt auch ein „vergessener Krieg“, der in den westlichen Staaten kaum noch Beachtung findet. Tragisch ist dabei, dass ein großer Teil der jemenitischen Bevölkerung an Hunger und der medizinischen Notlage leidet. So hat der Jemen gegenwärtig mit 23% die höchste Sterblichkeitsrate bei Covid-19-Infizierten. Die bisherigen Bemühungen zur Befriedung des Konflikts sind gescheitert. Auch für die Zukunft des Konflikts sieht Lukas bisher keine Anzeichen für eine Verbesserung der Lage. Er sieht jedoch die Möglichkeit, dass der neue US-Präsident Biden Saudi-Arabien als Akteur mäßigen könnte. Bei den momentanen innenpolitischen Spannungen in den USA scheint der Fokus der Biden-Administration aber anderweitig zu liegen. 

Abgerundet wurde die Veranstaltung mit einem Quiz über das Land Jemen. Im Anschluss an den Vortrag gab es einen Austausch in Breakoutsessions, um über Handlungsmöglichkeiten der verschiedenen Akteure zu diskutieren.